In Deutschland werden jährlich über 100.000 Sportbootführerscheine ausgestellt. Wir stellen Ihnen die schwierigsten Prüfungsfragen aus der Theorieprüfung vor.
Inhalt
Einleitung
Bereits 2021 haben wir einen Blick in die Statistik geworfen und einen Report über die schwierigsten Prüfungsfragen zum Sportbootführerschein (Stand Juni 2021) veröffentlicht.
Da im August 2023 eine Anpassung der Fragen- und Antwortkataloge für den amtlichen Sportbootführerschein erfolgte, haben wir uns die aktuellen Zahlen angesehen und freuen uns, in diesem Artikel die neuen schwierigsten Fragen in der theoretischen Vorbereitung auf den SBF-Binnen und SBF-See vorstellen zu können.
Für den neuen Report mit den schwierigsten Prüfungsfragen (Stand Jan 2024) haben wir über 14 Millionen Antworten, die im Zeitraum August bis Dezember 2023 in unserer Mobile-App und auf unserer Website abgegeben wurden, einbezogen.
Jetzt den Report mit den schwierigsten Fragen lesen!

Ergebnisse SBF-Binnen
Platz 1 der schwierigsten Fragen beim SBF-Binnen belegt wie schon 2021 die Frage 292: “Um auf Amwindkursen eine Jolle auf Kurs zu halten, muss die Pinne stets stark zur Seite der Segel hingedrückt werden. Wie kann der Trimmfehler behoben werden?” Korrekt ist hier die Antwort „Großsegel bauchiger trimmen, Gewichtsverlagerung nach vorn.“ Unsere Analysen zeigten eine Fehlerquote von satten 48,1%. Von 9055 insgesamt abgegebenen Antworten waren 4352 falsch und 4703 korrekt.
Die schwierigste Frage des SBF-Binnen: “Um auf Amwindkursen eine Jolle auf Kurs zu halten, muss die Pinne stets stark zur Seite der Segel hingedrückt werden. Wie kann der Trimmfehler behoben werden?” (Fehlerquote: 48,1%)

Von den insgesamt 72 Basisfragen, 181 spezifischen Binnenfragen und 47 Segelfragen haben die Segelfragen die höchste Fehlerquote.
In unserem Text Die Prüfung zum SBF-Binnen finden Sie weitere Ausführungen zur Prüfung, z. B. wie Sie sich zur Prüfung anmelden können und welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, um zur Prüfung zugelassen zu werden.
Ergebnisse SBF-See
Platz 1 der schwierigsten Fragen beim SBF-See belegt Frage 267: “Für welche Windstärken wird eine Starkwindwarnung herausgegeben?” Korrekt ist hier die Antwort „Windstärke 6 und 7 der Beaufort- skala.“ Unsere Analysen zeigten eine Fehlerquote von ganzen 39,1%. Von 26.487 insgesamt abgegebenen Antworten waren 10.352 falsch und 16.135 korrekt.
Auf Platz 2 folgt die schwierigste Frage von 2021 (Frage 220) nach der Definition eines Blinkfeuers. Hier lag die Fehlerquote bei 37,4%.
Die schwierigste Frage des SBF-See: “Für welche Windstärken wird eine Starkwindwarnung herausgegeben?” (Fehlerquote: 39,1%)

Von den insgesamt 72 Basisfragen taucht nur eine einzige Frage in den Top 30 der schwierigsten SBF-See-Fragen auf. Die restlichen 29 Spitzenreiter sind Fragen aus den 213 spezifischen See-Fragen. Beim SBF-See bereiten also die spezifischen See-Fragen deutlich größere Schwierigkeiten als die Basisfragen.
Änderungen seit 2021 aufgrund der neuen Prüfungsfragen vom 01. August 2023
Am 1. August 2023 wurden neue Prüfungsfragen für den SBF-Binnen und für den SBF-See eingeführt. In diesem Abschnitt analysieren wir, ob sich die neuen Prüfungsfragen in den Top 5 der schwierigsten Fragen wiederfinden.
SBF-Binnen
Auf den Plätzen 1 bis 5 der schwierigsten Prüfungsfragen zum SBF-Binnen tummeln sich im aktuellen Report die gleichen Fragen wie schon in unserer Analyse aus dem Jahr 2021. Die neuen Prüfungsfragen, die für den SBF-Binnen 2023 eingeführt wurden, gehören folglich nicht zu den schwierigsten Fragen.
SBF-See
Auch beim SBF-See sind vier von fünf Fragen in den Top 5 unverändert. Neu auf Platz 5 ist Frage 231: “Welche amtlichen nautischen Veröffentlichungen geben Aufschluss über das Fahrtgebiet?”. Bei dieser Frage wurde im Rahmen der Anpassung der Fragen- und Antwortkataloge 2023 zwar nicht die Fragestellung verändert, jedoch gab es Änderungen der Antwortmöglichkeiten. Diese Anpassung der Antwortmöglichkeiten muss dazu geführt haben, dass die Frage nun zu den schwierigsten Fragen gehört.
Interview mit der Deutschen Segel-Bundesliga
Interview mit TeilnehmerInnen der Segel-Bundesliga
Wir konnten der Bundesliga-Seglerin Anke Lukosch von der der Deutschen Segel-Bundesliga ein paar Fragen über die schwierigsten Prüfungsfragen stellen:
Die schwierigste Frage für den SBF-Binnen lautet: “Um auf Amwindkursen eine Jolle auf Kurs zu halten, muss die Pinne stets stark zur Seite der Segel hingedrückt werden. Wie kann der Trimmfehler behoben werden?” Die korrekte Antwort in den Prüfungsfragen lautet: “Großsegel bauchiger trimmen, Gewichtsverlagerung nach vorn.” Warum kann dadurch der Trimmfehler behoben werden? Gilt das für alle Typen von Segelbooten?
Der Segeldruckpunkt und der Lateraldruckpunkt lassen sich durch Trimmanpassungen verändern, diese Mechanik funktioniert bei allen Segelbooten.
Viele der schwierigsten Fragen behandeln das Ausweichen zwischen Segelbooten. Welche Merkhilfen gibt es, die den Lernenden helfen, sich die Ausweichregeln besser zu merken?
Segel links, das bringts. (Anm. bootspruefung.de: Wenn die Segel links stehen, bedeutet das, dass der Wind von Steuerbord kommt. Alle anderen Segelboote, bei denen die Segel rechts stehen (Wind von Backbord), sind ausweichpflichtig.)
Warum denken Sie, sind die meisten der schwierigsten Fragen für den SBF-Binnen aus dem Bereich “Segeln”? Ist Segeln schwieriger als Motorbootfahren?
Segeln ist wesentlich komplexer als Motorbootfahren. Motorbootfahren ähnelt sehr dem Autofahren, jedermann kennt es aus dem täglichen Alltag. Die Steuerung und der Antrieb eines Motorbootes funktioniert sehr einfach und intuitiv, durch einen Hebel mit den Optionen “vorwärts” & “rückwärts”. Je mehr der Hebel gedrückt wird, umso schneller wird das Boot. Beim Segeln wiederum arbeitet man mit einem unsichtbaren Element “Wind”. Nur Indizien weisen auf die Richtung und Stärke hin. Das macht das Segeln wesentlich komplexer als das Motorbootfahren. Gerade für Anfänger ist es schwer zu erkennen, aus welcher Richtung der Wind kommt und welche Auswirkungen das dann für die Bootseinstellungen hat.
Fragen an das BMVI
Unsere Fragen haben wir auch dem BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) gestellt. Das BMVI verwaltet die Prüfungsfragen der Sportbootführerscheine:
Die korrekte Antwort zur schwierigsten Prüfungsfrage lautet: “Großsegel bauchiger trimmen, Gewichtsverlagerung nach vorn.” Warum kann dadurch der Trimmfehler behoben werden? Gilt das für alle Typen von Segelbooten?
Wenngleich in der Fragestellung (Nr. 292 des Fragenkatalogs Binnen) ausdrücklich eine Jolle genannt wird, kann der Effekt grundsätzlich auch bei größeren Segelyachten beobachtet werden, wobei sich dieser in Abhängigkeit von der Bootsgröße relativiert. Das sogenannte (Segel-)”Trimmen” bezeichnet das Anpassen der Segel an die aktuell herrschenden Windverhältnisse (konkret: Änderung vom “Profil” des Segels – z. B. von “flacher” zu “bauchiger” Wölbung).
Sie haben die Prüfungsfragen teilweise mitbearbeitet bzw. verwalten diese. Gibt es Fragen, bei denen es Sie überrascht, dass sie unter den Schwierigsten sind?
Es liegt in der Natur der Sache, dass der Schwierigkeitsgrad einer Frage in Abhängigkeit der Materie und dem ggf. vorhandenen Vorwissen unterschiedlich bewertet wird. Viele Sachen lernt man ja schon kennen, wenn man mal irgendwo mitfährt. Seerechtliche Zusammenhänge dabei offenbar weniger.
Warum denken Sie, sind die meisten der schwierigsten Fragen für den SBF-Binnen aus dem Bereich “Segeln”? Ist Segeln schwieriger als Motorbootfahren?
Die spezifischen Fragen im Fragenkatalog richten sich an die Anforderungen, die vom jeweiligen Fachgebiet – Segeln oder Motorbootfahren – vorgegeben werden. Dabei gibt es natürlich eine Vielzahl von Überschneidungen (z. B. im See- und Verkehrsrecht). Die Verkehrsteilnehmer müssen über das notwendige Wissen verfügen, um sicher am Verkehr teilnehmen zu können. In Abhängigkeit der Vorerfahrungen hat der Großteil der Führerscheinbewerber möglicherweise weniger Erfahrungen mit der Materie “Segeln” als mit der Materie “motorbetriebene Fahrzeuge”.
Die spezifischen seemännischen Anforderungen beim Segeln (z. B. hinsichtlich des Einflusses vom Wind auf die Schiffsstabilität) erfordern zusätzliches Know-how in theoretischer und praktischer Hinsicht. Diese weitergehenden Fähigkeiten müssen geschult und die Kenntnisse im Rahmen der Prüfung nachgewiesen werden. Zudem muss der Bewerber das spezifische Fachvokabular im Bereich Segeln beherrschen, wodurch zusätzlich der (subjektive) Eindruck entstehen mag, dass unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bestehen. Da bei der Sportbootführerscheinprüfung für den Bereich “Segeln” zusätzliche Fragen zu beantworten sind, ist Ihre Frage nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten grundsätzlich mit “ja” zu beantworten.
Die berüchtigte Frage 149 aus dem Fragenkatalog des SBF-See hat es fast in die Top 5 geschafft. Viele Wassersportler rätseln seit Jahren darüber, warum die korrekte Antwort korrekt ist. Darauf ist ein baggerndes Schiff in der Nacht abgebildet, das am Bug auf Steuerbord und auf Backbord je zwei grüne Lichter übereinander führt. Trotzdem lautet die richtige Antwort, dass das Schiff “an der Seite zu passieren ist, die in Fahrtrichtung rechts liegt” und die Antwort, dass man das Schiff auf beiden Seiten passieren kann, ist falsch. Können Sie erklären, warum?
Bei dem abgebildeten Fahrzeug handelt es sich um einen Saugbagger, der Fahrt durchs Wasser macht und manövrierbehindert ist. Das Schiff kann (aus Sicht der Schiffsführung des Saugbaggers) grundsätzlich an beiden Seiten sicher passiert werden. Es handelt sich mithin um ein reales Szenario, das häufig zu beobachten ist. Im Bereich der SeeSchStrO gilt jedoch ein Rechtsfahrgebot. Der Bagger ist damit in Fahrtrichtung des (vorbeifahrenden Fahrzeugs) rechts zu passieren. Würde bei einer zeitgleichen Passage von ein- und auslaufenden Fahrzeugen eines der passierenden Fahrzeuge vom Rechtsfahrgebot abweichen, wäre eine Kollision vorprogrammiert. Das vom Rechtsfahrgebot abweichende Fahrzeug hätte damit ursächlich gehandelt. Zusätzlich hätte dieses Fahrzeug gegen die seemännischen Sorgfaltspflichten verstoßen und einen Unfall billigend in Kauf genommen. Ein solches Verhalten könnte einen strafrechtlichen Tatbestand realisieren. Somit ist nur diese Antwort richtig.
Zusammenfassung
- Bei den Prüfungsfragen zum SBF-Binnen sind es vor allem die Segel-Fragen, die den Bootsfahrschülern Probleme bereiten.
- Beim SBF-See stellen die spezifischen See-Fragen eine größere Herausforderung als die Basisfragen dar.
- Ein Blick auf die schwierigsten Prüfungsfragen lohnt sich, um sich von diesen während der Prüfungsvorbereitung nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
- Was schwierig war, bleibt schwierig: Von unseren Top 5 schwierigsten Fragen aus dem Jahr 2021 finden sich die meisten auch in unserer aktuellen Auswertung wieder.
- Hier gibt es den ausführlichen Report mit allen Ergebnissen und dem Ranking der schwierigsten Fragen kostenlos zum herunterladen.






