Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent

Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent wird oft als Al­ter­na­ti­ve zum Sport­boot­füh­rer­schein an­ge­prie­sen: Für wen lohnt es sich, in Kroa­ti­en das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent zu er­wer­ben und für wen ist die Aus­bil­dung zum Sport­boot­füh­rer­schein-See in Deutsch­land die bes­se­re Wahl?

Vor­schrif­ten in Kroa­ti­en

In Kroa­ti­en un­ter­lie­gen sämt­li­che mo­tor­be­trie­be­nen Boo­te so­wie Se­gel­boo­te ab 2,5 Me­ter Län­ge ei­ner Boots­füh­rer­schein-Pflicht. Zu­dem müs­sen alle Boo­te über 2,5 Me­ter Län­ge über ei­nen Ma­schi­nen­an­trieb ver­fü­gen und Skip­per un­ter 18 Jah­ren dür­fen nur mit Boo­ten mit ei­ner An­triebs­leis­tung von we­ni­ger als 20 PS fah­ren.

Um als deut­scher Staats­bür­ger ein Boot un­ter kroa­ti­scher Flag­ge füh­ren zu dür­fen, muss man ent­we­der über ein der Boots­ka­te­go­rie ent­spre­chen­des kroa­ti­sches Pa­tent oder über ein an­er­kann­tes Do­ku­ment aus dem Wohn­sitz­land ver­fü­gen. An­er­kann­te deut­sche Be­fä­hi­gungs­nach­wei­se sind der Sport­boot­füh­rer­schein-See (SBF-See) so­wie hö­her­wer­ti­ge Schei­ne wie der Sport­küs­ten­schif­fer­schein (SKS), der Sport­see­schif­fer­schein (SSS) und der Sport­hoch­see­schif­fer­schein (SHS).

See­funk­li­zenz

Da ein Char­ter­boot in Kroa­ti­en als ge­werb­li­ches Schiff gilt, muss grund­sätz­lich je­des mit ei­ner UKW-Funk­an­la­ge aus­ge­stat­tet sein. Dar­aus folgt, dass in je­der Char­ter­crew min­des­tens eine Per­son sein muss, die eine See­funk­li­zenz (SRC oder LRC) be­sitzt.

Es gibt Char­ter­fir­men, die über eine Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung ver­fü­gen, auf­grund de­rer ihr Char­ter­boot nicht mit ei­ner See­funk­sprech­an­la­ge aus­ge­stat­tet sein muss. Klä­ren Sie am bes­ten di­rekt mit der Char­ter­fir­ma ab, ob das von Ih­nen ge­char­ter­te Char­ter­boot über eine Sprech­funk­an­la­ge ver­fügt und ob dem­zu­fol­ge ein Crew­mit­glied ein Sprech­funk­zeug­nis be­sit­zen muss.

Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent

Küs­ten­pa­tent Boat Skip­per B

Küstenpatent Boat Skipper B

Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent gibt es in zwei Va­ri­an­ten, die für deut­sche Frei­zeitskip­per re­le­vant sind:

Boat Skip­per A

Der Boat Skip­per A be­rech­tigt zum Füh­ren von klei­nen Boo­ten bis max. 7 m Län­ge und max. 20 PS An­triebs­leis­tung. Mit dem Boat Skip­per A reicht das zu­läs­si­ge Fahr­ge­biet bis 6 See­mei­len vor der Küs­te oder vor ei­ner In­sel. Im Boat Skip­per A ist kei­ne Funk­be­rech­ti­gung ent­hal­ten (weil klei­ne Boo­te bis 7 m Län­ge und 20 PS An­triebs­leis­tung nicht mit ei­ner UKW-Funk­an­la­ge aus­ge­rüs­tet sein müs­sen). Das Min­dest­al­ter für den Boat Skip­per A ist 15 Jah­re und er eig­net sich ins­be­son­de­re für Per­so­nen, die z. B. das Bei­boot ei­ner Se­gel­yacht oder ein an­de­res Schlauch­boot mit Au­ßen­bor­der füh­ren möch­ten.

Boat Skip­per B (das “klas­si­sche Küs­ten­pa­tent”)

Mit dem Boat Skip­per B dür­fen Boo­te und Yach­ten bis zu ei­ner Län­ge von 18 m so­wie an­de­re Fahr­zeu­ge wie Jet­skis kom­mer­zi­ell ge­führt wer­den. Es gibt mit dem Boat Skip­per B kei­ne Be­schrän­kung der ma­xi­ma­len An­triebs­leis­tung ei­nes Boo­tes.

Der Boat Skip­per B kann ab 16 Jah­ren ge­macht wer­den, vor Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit darf man je­doch nur Boo­te mit bis zu 20 PS An­triebs­leis­tung füh­ren.

Im Boat Skip­per B ist das Funk­zeug­nis SRC in­be­grif­fen. Das in Kroa­ti­en er­wor­be­ne SRC ist für Per­so­nen mit Wohn­sitz in Deutsch­land je­doch nur auf kroa­ti­schen Ge­wäs­sern gül­tig.

Die Prü­fung zum kroa­ti­schen Küs­ten­pa­tent

Die Prü­fung zum kroa­ti­schen Küs­ten­pa­tent be­steht nur aus ei­nem münd­li­chen Theo­rie­teil in eng­li­scher (oder wenn ge­wünscht kroa­ti­scher) Spra­che. Sie dau­ert rund 15 bis 20 Mi­nu­ten und kos­tet 120 €. Möch­te man sich mit ei­nem Kurs auf die Prü­fung vor­be­rei­ten, muss man ins­ge­samt mit Kos­ten von rund 300 € rech­nen.

Ist die Theo­rie­prü­fung be­stan­den, stellt das Ha­fen­amt am Tag der be­stan­de­nen Prü­fung eine Be­stä­ti­gung aus und man kann da­mit be­reits ein Boot char­tern. Un­ge­fähr vier Wo­chen spä­ter er­hält man das “rich­ti­ge” Küs­ten­pa­tent per Post.

Beim Boat Skip­per B gibt es kei­ne Pra­xis­prü­fung. Im Nor­mal­fall legt ein kroa­ti­scher Bür­ger die theo­re­ti­sche Prü­fung ab und er­wirbt die Pra­xis­er­fah­rung dann z. B. auf ei­nem Aus­flugs­boot, Fähr­boot oder Fi­scher­boot. Da­nach wird ihm vom Ka­pi­tän eine Art Ar­beits­zeug­nis als Nach­weis aus­ge­stellt, dass er die Pra­xis be­herrscht. Beim Char­tern für Tou­ris­ten fällt das Er­lan­gen der Pra­xis­er­fah­rung im be­ruf­li­chen Kon­text na­tür­lich weg. Da­durch lässt sich das Küs­ten­pa­tent zwar sehr schnell er­wer­ben, man ver­fügt aber nach dem Er­lan­gen des Boat Skip­per B über kei­ner­lei Pra­xis­er­fah­rung, wenn man die­se nicht an­der­wei­tig ge­sam­melt hat.

Ei­ni­ge An­bie­ter des Theo­rie-Kur­ses bie­ten aus Si­cher­heits­grün­den eine kur­ze Ein­füh­rung in die Pra­xis an, die aber nur die wich­tigs­ten Grund­la­gen ab­deckt. Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent soll­te also nur von Per­so­nen, die be­reits ge­nü­gend Pra­xis­er­fah­rung mit­brin­gen, in Be­tracht ge­zo­gen wer­den.

Ver­si­che­rung

In Deutsch­land be­steht kei­ne Ver­si­che­rungs­pflicht für Boo­te, in Kroa­ti­en hin­ge­gen schon. Die kroa­ti­sche Pflicht­ver­si­che­rung um­fasst al­ler­dings le­dig­lich Per­so­nen­schä­den durch Kol­li­sio­nen mit Per­so­nen im Was­ser (Schwim­mer oder Tau­cher). An­de­re Sach- oder Per­so­nen­schä­den sind von der Ver­si­che­rung nicht ge­deckt. Dazu ge­hö­ren bspw. Kol­li­sio­nen mit frem­den Fahr­zeu­gen oder Steg­an­la­gen. Auch Un­fäl­le von Crew­mit­glie­dern, die sich nicht im Was­ser be­fin­den, sind nicht ge­deckt.

Es ist des­halb an­zu­ra­ten, in Deutsch­land eine zu­sätz­li­che Ver­si­che­rung ab­zu­schlie­ßen, die auch Scha­dens­fäl­le, die nicht Per­so­nen im Was­ser be­tref­fen, ab­deckt. Da das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent in Deutsch­land nicht als gül­ti­ger Füh­rer­schein an­er­kannt wird, kann es sich als eine kom­pli­zier­te An­ge­le­gen­heit her­aus­stel­len, eine pas­sen­de Ver­si­che­rung zu fin­den: Las­sen Sie sich vor dem Ab­schluss ei­ner Ver­si­che­rung un­be­dingt aus­führ­lich be­ra­ten, denn bei vie­len Yacht­ver­si­che­run­gen ist für den um­fas­sen­den Ver­si­che­rungs­schutz ein deut­scher Boots­füh­rer­schein Vor­aus­set­zung.

Das be­schränkt gül­ti­ge Funk­be­triebs­zeug­nis (SRC) in Kroa­ti­en

Das kroa­ti­sche See-Sprech­funk­zeug­nis (SRC) ist im Boat Skip­per B be­reits ent­hal­ten. Sie kön­nen die Prü­fung zum kroa­ti­schen SRC aber auch un­ab­hän­gig von der Prü­fung zum Boat Skip­per B ab­le­gen, wenn Sie in Kroa­ti­en ein Boot char­tern wol­len und über ei­nen deut­schen Sport­boot­füh­rer­schein, aber nicht über ein deut­sches See-Sprech­funk­zeug­nis (SRC oder LRC) ver­fü­gen. Be­ach­ten Sie, dass das kroa­ti­sche SRC für Per­so­nen mit Wohn­sitz in Deutsch­land nur auf kroa­ti­schen Ge­wäs­sern an­er­kannt wird. Wol­len Sie auch auf Ge­wäs­sern au­ßer­halb Kroa­ti­ens am See­funk teil­neh­men, be­nö­ti­gen Sie das deut­sche SRC/LRC.

Der Er­werb des Be­schränkt Gül­ti­gen Fä­hig­keits­zeug­nis­ses (SRC) in Kroa­ti­en be­steht wie der Er­werb des Boat Skip­per B le­dig­lich aus ei­ner Theo­rie­prü­fung. Die Prü­fung al­lei­ne kos­tet rund 140 €, mit Kurs rund 180 €. (Das deut­sche SRC, das eine theo­re­ti­sche und eine prak­ti­sche Aus­bil­dung be­inhal­tet, kos­tet in Deutsch­land rund 230 €.)

Rechts­la­ge in an­de­ren Län­dern

In den meis­ten Län­dern dür­fen Per­so­nen mit Wohn­sitz in Deutsch­land mit dem krao­ti­schen Küs­ten­pa­tent kein Schiff füh­ren. Trotz­dem gibt es lang­jäh­ri­ge Mit­tel­meer-Seg­ler, die schon seit Jahr­zehn­ten “nur” mit dem kroa­ti­schen Küs­ten­pa­tent un­ter­wegs sind und bis­her kei­ne Pro­ble­me mit den Be­hör­den hat­ten. Das liegt dar­an, dass der ein­fa­che Ha­fen­po­li­zist in Ita­li­en oder Grie­chen­land in der Re­gel die ge­naue Rechts­la­ge meist nicht kennt: Er kennt das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent und weiß nicht, dass die­ses Do­ku­ment für Per­so­nen mit Wohn­sitz in Deutsch­land in sei­nem Land nicht gül­tig ist.

Der viel wich­ti­ge­re Grund, war­um es für Per­so­nen mit Wohn­sitz in Deutsch­land ris­kant ist, mit dem kroa­ti­schen Küs­ten­pa­tent in Ge­wäs­sern au­ßer­halb Kroa­ti­ens zu fah­ren, ist die Ver­si­che­rung: Die deut­sche Haft­pflicht- und Kas­ko­ver­si­che­rung kann sich im Scha­dens­fall auf den Stand­punkt stel­len, dass der Skip­per kei­ne gül­ti­ge Fahr­erlaub­nis hat­te, um das Boot zu füh­ren. In die­sem Fall kann die Ver­si­che­rung die Leis­tung ver­wei­gern.

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Vor­tei­le und Nach­tei­le des Küs­ten­pa­tents

Vor­tei­le

Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent (Boat Skip­per B) lässt sich sehr ein­fach und güns­tig er­wer­ben. Da­bei spart man ei­ni­ges an Geld und Zeit im Ver­gleich zum Er­werb des SBF-See und des SRC in Deutsch­land, wenn man nur in Kroa­ti­en eine Yacht char­tern und füh­ren möch­te.

Die Aus­bil­dung und Prü­fung zum Küs­ten­pa­tent (inkl. kroa­ti­sches SRC) kos­ten etwa 300 €. Die Aus­bil­dung und Prü­fung zum deut­schen SBF-See und zum deut­schen SRC kos­ten zu­sam­men rund 560 €. Zu­dem ist der zeit­li­che Lern­auf­wand für die deut­schen Schei­ne deut­lich hö­her als für das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent.

Nach­tei­le

Als Vor­be­rei­tung zum Er­werb des Boat Skip­per B er­hal­ten Sie meist kei­ner­lei prak­ti­sche Aus­bil­dung, da die Prü­fung nur aus ei­ner Theo­rie-Prü­fung be­steht. Das Er­lan­gen der Pra­xis­er­fah­rung un­ter­liegt Ih­rer Ei­gen­ver­ant­wor­tung.

Das kroa­ti­sche Küs­ten­pa­tent (Boat Skip­per B) und das kroa­ti­sche SRC sind für Per­so­nen mit Wohn­sitz in Deutsch­land nur in Kroa­ti­en gül­tig. Wenn Sie spä­ter in ei­nem an­de­ren Land se­geln oder Mo­tor­boot fah­ren wol­len, müs­sen Sie doch noch den deut­schen Sport­boot­füh­rer­schein ma­chen.

Die Prü­fung zum kroa­ti­schen Küs­ten­pa­tent wird auf Eng­lisch oder Kroa­tisch durch­ge­führt, nicht auf Deutsch. Für das Ab­sol­vie­ren der Prü­fung müs­sen Sie also über gute Eng­lisch­kennt­nis­se ver­fü­gen und alle nau­ti­schen Fach­be­grif­fe neu auf Eng­lisch ler­nen.

Das Wich­tigs­te in Kür­ze

  • Der Boat Skip­per B lohnt sich für Per­so­nen, die be­reits reich­lich Pra­xis­er­fah­rung ge­sam­melt ha­ben und die aus­schließ­lich in Kroa­ti­en ein Boot füh­ren möch­ten. Sind die­se Punk­te ge­ge­ben, ist der Boat Skip­per B ein prak­ti­scher Weg, um schnell und un­kom­pli­ziert in Kroa­ti­en eine Yacht char­tern und füh­ren zu dür­fen.
  • Die kroa­ti­sche Haft­pflicht­ver­si­che­rung für Boo­te deckt nur Un­fäl­le mit Per­so­nen im Was­ser (z. B. Schwim­mer/Tau­cher). Stel­len Sie si­cher, dass Sie über ei­nen aus­rei­chen­den Ver­si­che­rungs­schutz bei Un­fäl­len mit an­de­ren Boo­ten, Steg­an­la­gen und Crew­mit­glie­dern an Bord ver­fü­gen!
  • Für Per­so­nen, die noch kei­ne Pra­xis­er­fah­rung ge­sam­melt ha­ben und/oder die auch au­ßer­halb Kroa­ti­ens Boot fah­ren wol­len, emp­fiehlt es sich, in Deutsch­land den Sport­boot­füh­rer­schein-See (SBF-See) und ein See-Sprech­funk­zeug­nis (SRCLRC) zu er­wer­ben.

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